Es ist einfach unglaublich, dass Julia uns schon vor zwei Jahren verlassen hat! Die Zeit vergeht (Gott sei Dank) schnell und wir können das Leben mit Daniel sehr geniessen.
Gestern war Julias zweiter Geburtstag. Wieder einmal ein tieftrauriger Tag, weil genau das Geburtstagskind nicht am Tisch sass. Weil wir kein "Happy Birthday" für sie singen konnten, weil wir sie nicht umarmen konnten und wir ihre funkelnden Augen nicht sehen durften.
Ich bin relativ früh aufgestanden und habe den Himmel angeschaut. Strahlen blauer Himmel! Genau wie an Julias Geburts- und Sterbetag. Als wir in den Spital fuhren war das Wetter perfekt. Erst als ich auf der Intensivstation lag und auf Julia wartete regnete es in Güssen. So war ich gestern doch sehr dankbar, dass wenigstens die Sonne schien.
Die Morgenstunden waren schon immer die Schwierigsten für mich, da alles in der Früh geschah. So flossen wieder viele Tränen. Tränen, die mit tiefem Schmerz gefüllt waren und Tränen, die so intensiv schon länger nicht mehr geflossen sind. So weh es tat, es musste sein und es fühlte sich auch befreiend an.
Dann hörte ich leises Plaudern im oberen Stock. Wie gut es tat! Es war so schön, trotz meinem verweinten Gesicht ein Lachen bis über beide Ohren anzutreffen. Ja, Daniel weiss (noch) nicht Bescheid und half mir so sehr, diesen innigen Moment bewusst zu geniessen. An diesem Morgen spielte ich ganz viel mit ihm und saugte ganz bewusst auf, was er schon alles machen kann. Es ist ein Wunder. Ein Wunder, welches wir mit Julia leider nicht erleben durften.
Zu Julias Geburtstag gehört nicht nur Trauer. Nein, sie hatte uns neun wunderschöne, bezaubernde Monate geschenkt. Das muss doch auch gefeiert werden. Ihr kurzes Leben hat so viel in uns bewegt, dass wir wohl bis in alle Ewigkeiten diesen kurzen Moment feiern wollen. Dazu gehört natürlich auch ein kleines Julia-Geburtstags-Küchlein.
Am Nachmittag hatte mein Mann frei. So konnten wir zu dritt auf den Friedhof gehen und ihr Grab umgestalten. Wir haben wieder frische Blumen gepflanzt und viel miteinander gesprochen. Daniel verweilte in der Zwischenzeit auf der Wiese und riss ganz viel Klee aus.
Abends schauten wir wieder einmal alle Fotos von Julia an und machten das Fotoalbum weiter. Das brauchte enorm viel Kraft. Wir haben aber auch gesehen, dass Julia und Daniel viele Ähnlichkeiten haben. Wie schön, dass man sieht, dass sie Geschwister sind!
So ging ein für uns trauriger Tag doch zu Ende. Ich bin froh, traurig sein zu können. Denn traurig ist, wer liebt. Und lieben werde ich Julia mein ganzes Leben lang!