12.6.13

Das Grabmal ist da!

Heute war es endlich so weit! Plötzlich ging alles sehr schnell und wir durften heute bei der Setzung des Grabmals dabei sein.

Nun, da mein Mann und ich gemeinsam zum Friedhof fahren wollten, wartete ich auf ihn. Wegen einer Sitzung kam er relativ knapp nach Hause, aber es hätte noch gut gereicht. Hätte! Denn ausgerechnet zu dieser Zeit musste uns noch die Tour de Suisse passieren. Die Strassen wurden gesperrt.

In mir klingelten alle Alarmglocken, da ich so gerne dabei sein wollte. Mein Mann entschloss kurzerhand in die entgegengesetzte Richtung zu fahren.

Eine Verspätung war unumgänglich. Aber dass genau dann noch ein Traktor, ein Lernfahrer und zwei neue Baustellen-Amplen uns den Weg erschweren mussten, damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet.

Item. Beim Friedhof angekommen rannten wir zu Julias Grab. Er hatte auf uns gewartet. Er hatte bereits die Vorbereitungen für das Setzen gemacht.

Als ich das Grabmal sah, fühlte ich mich emotional total überfahren. Es war so schön, es passte so gut zu Julia, es war noch viel genialer, als wir uns das vorgestellt hatten.

Mein Mann half beim Zementieren während ich ein paar Fotos knipste.

Wir sind überglücklich und dankbar, dass der Grabstein so gut zu Julia passt. So können wir weiterhin mit einem guten Gefühl auf den Friedhof gehen und uns dort wohlfühlen. Es tut uns gut, ein Plätzchen zu haben, wo wir uns gerne an unsere Tochter erinnern.

Hier ein paar Eindrücke von diesem für uns sehr bewegenden Tag.


Hier steht das Grabmal auf dem Betonfundament

Mein Mann beim Zementieren

Hoffentlich hält es lange :-)

Dann wird der Rest mit Erde aufgeschüttet

Bis es dann schön eingebettet steht

Das ist der Schmetterling, den mein Mann und ich entworfen hatten




Auf der Erde wie eine Raupe, im Himmel wie ein wunderbarer Schmetterling

Natürlich haben wir nachher die restlichen Sachen auch wieder aufs Grab gestellt

10.6.13

Gehen lassen...

Vor einem Jahr (am Montag) fand Julias Beerdigung statt. Heute, ein Jahr später, ist es so, als müsste ich nochmals diesen schweren Gang zum Friedhof machen.

Friedhof?
Was denn bitte soll daran "fried"-lich sein? Ich möchte doch gar nicht dorthin und erst gar nicht meine Tochter dort beerdigen.

Heute sehe ich tatsächlich ein, weshalb es Friedhof heisst. Ich finde dort Friede und Ruhe, fühle mich dem Himmel immer besonders nahe.

Vor einem Jahr mussten wir das machen, was unreal schien. Es sollte nicht sein, dass Eltern ihre Kinder begraben müssen. Ich wollte nicht hingehen und ich wollte es nicht wahrhaben.

Nun sehe ich ein, dass dieses "Gehen-lassen" doch ganz wichtig war. Dieser noch einmal sehr bewusste Abschied. Dennoch schmerzt es mich gerade heute wieder besonders, diesen Weg zurückgelegt zu haben. Es war so definitiv.

Müsste ich noch einmal dasselbe tun, würde ich es genau gleich machen. Zuerst Abschied nehmen beim Grab und nachher aufbauende, hoffnungsvolle Worte während der Abdankungsfeier hören.

Wenn ich heute vor Julias Grab stehe, weiss ich, dass ich unsere liebe Tochter in einem Augenzwinkern der Ewigkeit wieder in die Arme schliessen darf. Was für ein Versprechen!


Übrigens wurde das Grabmal heute fertig! Wir freuen uns darauf! Eventuell wird es schon am Mittwoch gsetzt.

7.6.13

1. *himmlischer* Geburtstag

Am Mittwoch war Julias erster Geburtstag.
Nicht bei uns.
Im Himmel.

Vor diesem Tag fürchtete ich mich schon länger, zumal wir doch sooo gerne den ersten Geburtstag von Julia gefeiert hättten.

Vor einem Jahr stand für uns die Welt still. Unsere Julia, auf die wir uns so gefreut hatten, starb während der Geburt. Alle Erinnerungen kommen wieder hoch: die schönen Erinnerungen an unser süsses und wunderbar geformtes Mädchen, die schönen Erinnerungen an den ersten Teil der Geburt, dann auch die grausamen Erinnerungen an den zweiten Teil der Geburt, den Notkaiserschnitt, das Reanimieren, das unendlich lange Warten auf unser Töchterchen, die zermürbende Tatsache, dass sie nicht mehr lebt, die Ohnmacht usw.



Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch war unendlich lange. Ich konnte überhaupt nicht schlafen, mein Mann auch nur wenig. Immer wieder ging uns durch den Kopf, wann was passierte.

Ich versuchte stark zu bleiben, da ich ja am Mittwochmorgen zur Arbeit gehen musste. Während der Arbeit war ich bestens abgelenkt (Kinder sind ja schon herrlich). Kaum hatten sie den Kindergarten verlassen, brach ich in Tränen aus. Das Gefühl von diesem unerträglichen Schmerz war wieder sehr präsent. Eigentlich war es waghalsig, mich so auf den Nachhauseweg zu begeben, denn ich sah vor lauter Tränen die Strasse fast nicht mehr.

Zu Hause angekommen legte ich mich aufs Bett - aufgelöst und irgendwie auch wütend, dass wir das alles durchmachen müssen. Mein Mann kam wenig später auch nach Hause. Wie weinten gemeinsam. Unser neuer Bauchbewohner meldete sich dann kurz und half uns, die Tränen wegzuwischen. Ja, wir dürfen uns freuen, dass Julia bald ein Geschwisterchen bekommt.

Am Nachmittag sind wir in die Gärtnerei gefahren und haben Blümchen für Julias Grab gekauft. Wir haben genau das gefunden, wonach wir gesucht hatten. So fuhren wir zum Friedhof. Die Sonne schien und erwärmte unsere Herzen. Auf dem Friedhof war sonst niemand anzutreffen.

Wir wollten unbedingt einen neuen Schmetterling aus den Blümchen pflanzen und räumten zuerst einmal alles weg. Ich wusch die Steine, während Thomas die Erde lockerte. Die Stimmung war wunderschön, auch waren die Tränen schnell weggewischt. Das Gefühl, dass Julia im Himmel ist, tröstete uns sehr. Ja, es muss so friedlich sein im Himmel. Die Sehnsucht selbst einmal dort zu sein ist gross.






Am Abend assen wir vom kleinen Geburtstagsküchlein und zündeten Kerzen an. Wir hörten uns die CD an, die wir uns im Krankenhaus schon immer angehört hatten. Dann kommt dieses Lied, dass es immer wieder auf den Punkt bringt. Somit begann die nächste Trauerwelle.


Wir schauten alles Fotos an, die wir von Julia hatten. Ja, sicherlich, wir hätten uns ihren ersten Geburtstag so anders vorgestellt.

Aber wir sind froh, dass wir den Tag doch so gut überstanden hatten. Wir sind unendlich stolz auf unsere kleine Tochter und vermissen sie unglaublich fest. Sie ist und bleibt unser himmlisches *Wunder*-Kind.



ps. Ein kleines Geburtstagsgeschenk gab es dennoch: Wir haben Fotos von Julias Grabmal bekommen. Es wurde zwar nicht fertig, aber wir freuen uns darauf.