Nicht bei uns.
Im Himmel.
Vor diesem Tag fürchtete ich mich schon länger, zumal wir doch sooo gerne den ersten Geburtstag von Julia gefeiert hättten.
Vor einem Jahr stand für uns die Welt still. Unsere Julia, auf die wir uns so gefreut hatten, starb während der Geburt. Alle Erinnerungen kommen wieder hoch: die schönen Erinnerungen an unser süsses und wunderbar geformtes Mädchen, die schönen Erinnerungen an den ersten Teil der Geburt, dann auch die grausamen Erinnerungen an den zweiten Teil der Geburt, den Notkaiserschnitt, das Reanimieren, das unendlich lange Warten auf unser Töchterchen, die zermürbende Tatsache, dass sie nicht mehr lebt, die Ohnmacht usw.
Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch war unendlich lange. Ich konnte überhaupt nicht schlafen, mein Mann auch nur wenig. Immer wieder ging uns durch den Kopf, wann was passierte.
Ich versuchte stark zu bleiben, da ich ja am Mittwochmorgen zur Arbeit gehen musste. Während der Arbeit war ich bestens abgelenkt (Kinder sind ja schon herrlich). Kaum hatten sie den Kindergarten verlassen, brach ich in Tränen aus. Das Gefühl von diesem unerträglichen Schmerz war wieder sehr präsent. Eigentlich war es waghalsig, mich so auf den Nachhauseweg zu begeben, denn ich sah vor lauter Tränen die Strasse fast nicht mehr.
Zu Hause angekommen legte ich mich aufs Bett - aufgelöst und irgendwie auch wütend, dass wir das alles durchmachen müssen. Mein Mann kam wenig später auch nach Hause. Wie weinten gemeinsam. Unser neuer Bauchbewohner meldete sich dann kurz und half uns, die Tränen wegzuwischen. Ja, wir dürfen uns freuen, dass Julia bald ein Geschwisterchen bekommt.
Am Nachmittag sind wir in die Gärtnerei gefahren und haben Blümchen für Julias Grab gekauft. Wir haben genau das gefunden, wonach wir gesucht hatten. So fuhren wir zum Friedhof. Die Sonne schien und erwärmte unsere Herzen. Auf dem Friedhof war sonst niemand anzutreffen.
Am Abend assen wir vom kleinen Geburtstagsküchlein und zündeten Kerzen an. Wir hörten uns die CD an, die wir uns im Krankenhaus schon immer angehört hatten. Dann kommt dieses Lied, dass es immer wieder auf den Punkt bringt. Somit begann die nächste Trauerwelle.
Wir schauten alles Fotos an, die wir von Julia hatten. Ja, sicherlich, wir hätten uns ihren ersten Geburtstag so anders vorgestellt.
Aber wir sind froh, dass wir den Tag doch so gut überstanden hatten. Wir sind unendlich stolz auf unsere kleine Tochter und vermissen sie unglaublich fest. Sie ist und bleibt unser himmlisches *Wunder*-Kind.
ps. Ein kleines Geburtstagsgeschenk gab es dennoch: Wir haben Fotos von Julias Grabmal bekommen. Es wurde zwar nicht fertig, aber wir freuen uns darauf.
Hallo Nelle
AntwortenLöschenDu schreibst so wunderschön... Ich kann all deine Gefühle so gut nachempfinden - bei uns ist es im November 10 Jahre her, seit unser Schatz tot zur Welt kam. Und glaube mir, es ist auch nach 10 Jahren immer noch total schlimm und die Geburtstage jeweils kaum zum Aushalten. Obwohl wir inzwischen zwei ganz tolle Kinder haben, fehlt mir unser Erstgeborener ganz wahnsinnig - für mich wir er immer mein absolutes "Wunderkind" bleiben. Ich wünsche dir und deinem Mann einen wunderschönen Sommer und geniesse deinen dicken Bauch und die Vorfreude auf dein zweites kleines Baby!!!
Liebe Grüsse Sandra
Hallo liebe Sandra
AntwortenLöschenDanke vielmals! Ja, ich kann mir vorstellen, dass dieser Tag wohl immer ein ganz besonderer Tag bleiben wird. Du schreibst so schön, dass er euer "Wunderkind" bleiben wird. Mir hat mal jemand gesagt, dass unsere Kinder wohl zu gut für diese Welt waren ;-)! Auch ein schöner Gedanke. Schön, dass du nun zwei gesunde Kinder hast :-)! Ich hoffe, du kannst sie ganz fest geniessen!
Ja, ich freue mich sehr auf unser zweites Wunder :-)! Manchmal finde ich, dauert es viel zu lange! Ich möchte endlich Gewissheit haben, ob dieses Kindlein bei uns bleiben darf! Diese Gewissheit hat man wohl nie, auch nicht, wenn es schon da ist.
Geniessen wir lieber jeden Tag, den wir haben :-)!
Alles Liebe
Nelle