Endlich nehme ich mir die Zeit und schreibe wieder einmal auf dem Blog. Ich hatte es mir schon so lange vorgenommen und immer wieder herausgeschoben.
Langsam aber sicher *verdaue* ich die Schwangerschaft und Geburt. Ich geniesse jede Minute mit Daniel!
Ich wurde immer wieder gefragt, wie die Folgeschwangerschaft verlief.
Zu Beginn konnte ich kaum Freude zulassen. Obwohl wir fest entschlossen waren, dass wir bereit sein würden für ein zweites Kind, war ich im ersten Moment überfordert. Sollte ich mich freuen? Oder würde wieder alles "umsonst" sein? Die ersten Monate sind ja ohnehin ohne Garantie. Wieso sollte es also gut gehen?
Beschwerden hatte ich praktisch keine. Die Blasenentzündung war mühsam und langwierig, dann bekam ich noch eine Grippe und war einfach seeeehr müde. Gefühle schaltete ich ab. Ich fühlte mich nicht schwanger.
Erst nach den ersten drei Monaten liess ich die Freude allmählich zu. Ja, die erste Hürde war geschafft! Und wenn unser Kind wieder Spina Bifida hätte, wäre es ohnehin schon passiert. Ich wartete noch einige Zeit, bis ich im Freundeskreis von unserem zweiten Wunder erzählte.
Ich führte ein Schwangerschaftstagebuch, welches mir sehr half, immer mehr Gefühle zuzulassen. Angst hatte ich wenig. Wir wussten ja, dass auch diese Schwangerschaft nicht in unseren Händen ist.
Im April besuchten wir in Basel eine Spitzen-Pränatal-Diagnostikerin. Sie ist sehr bekannt in der Schweiz und konnte uns auch ziemlich deutlich aufzeigen, dass alles gut ist mit unserem Baby. Mit dieser Prognose konnte ich mich noch mehr auf unser zweites Kind freuen!
Die Wochen darauf waren sehr intensiv. Der Job brauchte mich sehr und raubte mir viel Energie. Es standen grosse Projekte und viele Elterngespräche an und ich musste auch noch mein Englisch-Diplom abschliessen. Dazu kamen noch eine starke Erkältung, Freunde, die um Hilfe schrien etc. Ich kam sehr an meine Grenzen, wollte es jedoch niemandem zeigen. Zum einen wollte ich auf keinen Fall aufhören zu arbeiten, da die Kinder schon so viele Wechsel hatten. Zum andern wollte ich nicht mit der Ausbildung zur Englischlehrerin aufhören, da dies noch die letzte Chance war, die Ausbildung zu machen. Gleichzeitig wollte ich eine gute Mama für unser Baby sein. Mich plagte häufig schlechtes Gewissen. Auffällig war auch, dass ich das Baby jeweils nur am Sonntag spürte. Nur dann, wenn ich mich entspannen konnte.
Vielleicht hat mir aber gerade dieser Druck geholfen, die Zeit schnell vergehen zu lassen und mir keine Sorgen zu machen. Ja, Sorgen machte ich mir allerdings nur selten. Ende Mai war dann das Baby zu klein. Ich wusste, dass ich grosse Sorge tragen musste zu unserem kleinen Wunder.
Nachdem ich vor den Sommerferien alles abgeschlossen hatte, verreisten wir in die Ferien nach Holland. Die Entspannung setzte endlich ein! Und unser Baby wuchs! Es waren wunderschöne Ferien!
Nach den Ferien konnte ich zu Hause viel erledigen, Freunde treffen, das Babyzimmerchen einrichten etc. Ich ging viel im See schwimmen - alles war wunderbar! Ich setzte eigenhändig die Wehenhemmer ab, die ich seit Mai einnehmen musste. Zu diesem Zeitpunkt war es ja nicht mehr schlimm, wenn es geboren würde.
Der September war mühsam. Zum einen das elend lange Warten auf die Geburt, der heisse Sommer, der mir zu schaffen machte und all die vielen Beschwerden, die mit jedem Tag mehr wurden. Und nein, ich wollte mir immer noch nichts anmerken lassen. Innerlich wusste ich, dass ich jeden Tag der Schwangerschaft geniessen müsste, da er ja der Letzte sein könnte. Der letzte Tag, an dem mein Baby lebt. Das redete ich mir immer wieder ein. Doch es wurde immer schwieriger. Meine Batterien waren leer, der Rücken schmerze wie verrückt, der Ischias-Nerv meldete sich, das Karpell-Tunnel-Syndrom bekam ich auch noch, dicke Hände und geschwollene Füsse, starkes Sodbrennen und und und. Zugegeben, es war manchmal schwierig, die Schwangerschaft unter diesen Umständen zu geniessen!
Zum Ende der Schwangerschaft hin hatte ich keine Lust mehr, Leute zu besuchen oder zu Besuch zu haben. Da ich nicht mehr schlafen konnte, wollte ich eigentlich nur noch meine Ruhe haben. Das ist allerdings sehr untypisch für mich :-D! Übrigens hatte ich gar keine Wehen mehr. Keine Senkwehen, keine wilden Wehen - nichts! Ich hatte gehofft, dass unser Elefäntchen 2-3 Wochen vor dem Termin kommen würde.
Aber unserem Baby gefiel der warme Swimmingpool sehr und es wollte nicht raus! Am Donnerstag vor der Geburt mussten wir wieder in die Kontrolle. Darüber schreibe ich später...