Im Spitalzimmer bleibt man von vielen Konfrontationen verschont. Man begegnet keinen glücklichen Eltern, keinen Babys, keinen Schwangeren, keinen Babyartikeln und kann entscheiden, wen man sehen möchte oder nicht.
Für mich war klar, dass trotz all den Konfrontationen, die kommen würden, so schnell wie möglich nach Hause gehen wollte. Nach fünf Tagen Spitalaufenthalt war es dann endlich so weit.
Wir mussten die Telefonkarte noch bei der Rezeption abgeben. Da kam schon die erste schwierige Konfrontation auf uns zu. In der Cafeteria sassen zwei glückliche Familien mit ihrem neugeborenen Baby. Ich konnte gerade noch vorbei gehen und das ganze versuchen zu ignorieren. Bei der Rezeption hatte aber auch noch ein anderes Paar dieselbe Absicht und hörte nicht mehr auf, sich für den wunderbaren Aufenthalt zu bedanken. Was hatten sie dabei? Ihr Baby im Maxi Cosi. Wo war unser Baby? Beim Bestattungsinstitut in einem kleinen Sarg. Unser Maxi Cosi? Bereit und leer. Diese Situation zerriss mir das Herz.
Auf der Heimfahrt sahen wir so viele Kinderwagen wie noch nie. Es war jedesmal wieder ein Stich ins Herz.
Zum Glück musste ich nicht alle vorbereiteten Babysachen bei uns zu Hause antreffen, da unsere Eltern sie alle ins Kinderzimmer gestellt hatten.
Es war so komisch, so still und ich wusste nicht, was ich sagen sollte, wie ich fühlen sollte noch was ich tun sollte. Diese Situation wurde durchbrochen, als die freiberufliche Hebamme kam. Sie fragte nach, was geschehen war und kontrollierte die Naht etc. Dadurch, dass ich unser Erlebtes erzählen konnte, fühlte ich mich ein bisschen mehr zu Hause.
Am Abend hatte ich dann das Bedürfnis, in Julias Kinderzimmer zu gehen. Mit dem Wissen, dass es mich wahrscheinlich zusammenlegen würde, wollte ich diese grosse Hürde unbedingt noch überwinden. Es war tatsächlich unbeschreiblich schwierig, all den Sachen zu begegnen, die ich mit so viel Liebe für Julia bereitgestellt. Ich malte mir immer wieder aus, wie es dann mal sein wird, mit unserem Baby in diesem Zimmer zu sein. Ich hatte viele Träume - und diese waren nun alle geplatzt.
Heute ist Julias Kinderzimmer für mich ein schöner Ort. Ich gehe gerne hinein und fühle mich dann immer ganz nahe bei Julia.
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