21.9.12

Das Leben ist eine Baustelle...

Manchmal denkt man, dass im Leben gerade mal alles gut läuft. Wir waren schwanger, fanden ein Bauland, kriegten schon bald die Baupläne und die nötigen Bewilligungen. Auch im Beruf lief es gut und ich hatte immer mehr Freude an der Arbeit. Es lief also alles so, wie ich es mir immer wünschte.



Anfangs Mai wurde dann mit dem Bauen endlich losgelegt. Innert Kürze mussten - oder durften - wir die Küche, sanitäre Anlagen etc. aussuchen gehen. Das ist das, was wir immer wollten. Nebst der Arbeit und den kleinen Schwangerschafts-Wehwehchen wurde es mir aber fast zu viel. Kaum zu Hause angekommen machten wir uns meistens schon wieder auf den Weg.



Eine knappe Woche vor dem Geburtstermin gingen wir noch zum Notar, um alles Rechtliche noch festzulegen. Alles musste ganz schnell gehen.

Am Samstag vor der Geburt sind mein Mann und ich nach Cham gefahren, um die Badezimmereinrichtung auszuwählen. Wir wussten schon, dass wir am Samstag keine Beratung kriegen würden, aber wir wussten auch, dass mein Mann vielleicht alleine die sanitären Anlagen aussuchen würde, sofern ich die Geburt gerade hinter mir hatte.



So hatten wir uns aufgeschrieben, was uns gefallen würde.

Dann kam Julia.

Dann war nichts mehr so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wie sollte ich nun über die Einrichtung unseres Hauses entscheiden, wenn Julia dort sowieso nie einziehen würde? Was interessiert mich unser Haus überhaupt noch? Im Moment bin ich viel zu sehr mit Julia beschäftigt.

Unser Generalunternehmer kam uns entgegen, indem wir eine Woche später die Badezimmerausstattung aussuchen durften. Ich ging mit. Zwei Wochen nach Julias Geburt stand ich in diesem grossen Ausstellungsraum. Zum Glück hatten wir aufgeschrieben, was uns gefiel und konnten wir die meisten Sachen genauso machen. Aber drei Stunden durch die Ausstellung rennen war für mich körperlich noch viel zu anstrengend. Auf der Rückfahrt ging dann gar nichts mehr. Am Abend wusste ich nicht mehr, was wir ausgesucht hatten. Es war einfach zu viel...



Ein paar Wochen später gingen wir aber noch einmal dorthin, damit ich auch wusste, was wir ausgesucht hatten. Ich konnte mich dann schon viel besser wieder ins Projekt "Bau" eingeben.

Gerade in den letzten paar Wochen durften wir die Bodenbeläge auswählen und meine Vorfreude auf unser eigenes Zuhause wurde wieder grösser.

Ich merkte, dass es viele Baustellen im Leben gibt. Gerade, wenn alles so gut läuft, wird man wieder daran erinnert, dass wohl nie alles gut sein wird. Aber wir freuen uns nun wieder auf unser neues Haus. Auf das Haus, wo Julia leider nicht gross werden darf. Wir stellten uns immer wieder die Frage, was wir zu zweit mit einem Haus anfangen. Wir hatten ja Kinderzimmer eingeplant. Nun hatten wir aber kein Kind. Wir hatten sogar über den Verkauf nachgedacht.



Nun sind wir froh, haben wir keine voreilige Schlüsse gemacht und dürfen wir voraussichtlich Mitte März in unser eigenes Zuhause einziehen. Julia wird auch dort ihr Plätzchen bekommen! Und wir sind froh, wenn wenigstens mal eine Baustelle abgeschlossen ist :-)!

2 Kommentare:

  1. Hallo, ich habe deinen Kommentar auf meinem Blog gelesen. Deine Geschichte berührt mich sehr und es tut mir wahnsinnig leid für euch, dass eure Kleine so früh gehen musste. Manchmal fällt es schwer die Bedeutungen von solchen Schicksalen zu erkennen und zu sehen. Mach dir bitte niemals Vorwürfe. Spina Bifida gehört mit zu dem Launen der Natur. Und wie du schön geschrieben hast, sie ist jetzt bei Gott und es geht ihr gut.... Ganz liebe Grüße
    Sabrina

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  2. Liebe Sabi

    Vielen Dank für deine liebe Nachricht :-)!
    Wie geht es eurer Kleinen? Ist sie noch im Krankenhaus?
    Nein, ich mache mir keine Vorwürfe :-). Es gelingt mir auch immer besser, zu akzeptieren, dass es für Julia der bessere Weg war.
    Wie geht's dir dabei? Hast du je Vorwürfe bekommen?
    Ganz liebe Grüsse
    Nelle

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