27.9.12

Herbstgedanken


Dieses Herbstwetter, wie wir es heute haben, gefällt mir sehr gut. Blauer Himmel, Wind, ein paar Wolken, angenehme Temperatur etc.

Heute Morgen war ich zum Vorstellungsgespräch meiner neuen Arbeitskollegin eingeladen. Es war eigentlich noch ganz gut und doch empfinde ich diesen "herbstlichen" Gedankensturm. Was soll ich tun?

Es gibt zwei Bewerberinnen, eigentlich aber drei.

Szenario 1: Junge Frau, noch in Ausbildung... Ihr Stundenplan ist nicht regelmässig, im nächsten Semester sieht es schon wieder anders aus. Ich muss also bereit sein, flexibel zu sein. Im Januar hat sie ein Praktikum und muss womöglich währenddessen 100 % arbeiten.

Szenario 2: 35jährige Frau, wohnhaft im Dorf, lerne ich morgen kennen... Am Telefon mit der Sekretärin war sie eher unfreundlich. Sie könnte am Montag oder Dienstag arbeiten. An den anderen Tagen ist sie in einem anderen Kindergarten tätig.

Szenario 3: Meine Arbeitskollegin erzählte von einer super Studentin, die nun im letzten Ausbildungsjahr ist. Ich schlug sie meinem Schulleiter vor. Er rief sie an und sie scheint grosses Interesse an der Stelle zu haben. Allerdings kann sie in diesem Semester jede zweite Woche zwei Tage übernehmen und in jeder anderen Woche würde ich also voll arbeiten. 


Meine Gedanken:
Eigentlich würde ich gerne mit Frau 3 zusammen arbeiten. Sie kennt die Schule schon, was für mich vieles erleichtern würde. Schaffe ich  den Einstieg, wenn es gleich voll losgeht und ich nebenbei noch in einer grossen Weiterbildung bin?
Aber für Frau 1 wäre es eine grossartige Chance, wenn sie Erfahrung sammeln könnte. Mein Aufwand, mit ihr zusammen vorzubereiten, wäre wahrscheinlich etwas grösser. Frau 2 kenne ich noch nicht. Dass sie im Dorf wohnt, ist ein Vorteil.

Dazu kommt noch:
Es besteht das Interesse von Seiten der Schule, dass wir eine Lösung bis Sommer 2014 finden. Das heisst, ich müsste mich jetzt aufs Pensum im nächsten Sommer festlegen. Den Rest des Pensums müsste meine Stellenpartnerin ausfüllen. Nur gibt es da auch wieder Faktoren, die für mich unklar sind: 1. Mein Arbeitsweg ist nach dem Umzug deutlich länger. Möchte ich jeden Tag den weiten Weg auf mich nehmen? 2. Im Sommer schliesse ich meine Weiterbildung ab. Würde ich gerne in einem Teilpensum Englisch unterrichten? 3. Was ist, wenn wir uns vorher für eine Folgeschwangerschaft entscheiden? Muss ich wirklich bis Sommer 2014 damit warten?

Dieser Sturm im Kopf wird sich bestimmt bald legen und ich bin auch sicher, dass wir eine Lösung finden werden.

Morgen werde ich meine zukünftige Klasse nochmals besuchen und mit meiner Stellvertretung zusammen einen Waldmorgen gestalten. Den Gedankensturm lasse ich dann im Wald zurück und werde morgen dann bei den anderen beiden Vorstellungsgesprächen mit von der Partie sein.



26.9.12

For Julia

Little feet
Little fingers
Little ears and nose

So precious, so innocent
not yet knowing what life holds

Much to learn, much to see
much to hear, much to feel

Uncorrupted, undefiled
no hate, no malice
no prejudice, no deception

Loving, wanting
adoring, demanding

I miss you my child,
my beloved first born.

Another day, another time
we shall be together again!

Tenesia Stevenson


24.9.12

Weisse Kittel...

Mein kleines Ich sagt mir, dass es genug hat von weissen Kitteln. Weisse Kittel = Ärzte (meine Sprache)

Vor einem guten Jahr hatte ich eine Reihe von Untersuchungen wegen meines Immunsystems. Darauf folgte eine super Periode, da ich nach Neuseeland gehen durfte. Das war schon immer die beste Medizin!

Darauf folgten erfreuliche Arztbesuche, wo wir Julias Gedeihen sehen durften. Doch im Dezember wieder die Nachricht, dass ich noch einen anderen Arzt aufsuchen musste. Schon wieder ein neuer Arzt. Obwohl ich mich ja eigentlich gut fühlte. Aber für Julia tat ich das dann gerne.

Dann wieder die Zuversicht auf eine bessere Zeit, welche wir dann hatten. Zwar musste ich öfters mal zum Arzt, aber nur zur Kontrolle.

Im April dann wieder einen neuen Arzt. Diesmal, weil Julias Ventrikel zu breit waren. Auch von dort gingen wir wieder mit Zuversicht, dass wir das Kapitel "Arztbesuche" nun vorerst mal wieder abhaken konnten.

Während der Geburt kamen noch weitere neue Ärzte dazu. Klar, wir waren sehr angewiesen auf die Ärzte. Aber am Samstag, als wir aus dem Spital entlassen wurden, entfernte mein Frauenarzt die Klammern vom Kaiserschnitt, damit ich lange keine weisse Kittel mehr sehen müsse.

Zuversicht. Jetzt hatten wir Zeit zu trauern. Endlich Abstand vom Thema "Gesundheit". Übrigens schreibe ich bewusst "Gesundheit" und nicht "Krankheit", denn ich fühlte mich ja nie richtig krank.

Nach einem Monat folgten wieder neue Bekanntschaften mit Ärzten. Danach sagte ich zu meinem Mann, dass nun Schluss sei. Ich wollte keine Ärzte mehr sehen.

Das Abschlussgespräch mit meinem Frauenarzt war nicht besonders aufwühlend, da es mir gut ging. Es war sonst sehr emotional, da es ja das erste Mal wieder in der Praxis bei ihm war. Dort, wo wir Julia immer sehen konnten.

Ok, der ZahnARZT-Termin, der dann folgte, war für mich der Schlimmste von allen ;-). Für wen aber nicht?

Heute stand wieder einmal ein Termin beim Endokrinologen an. Ich ging guter Dinge, da ich eigentlich nichts zu befürchten hatte. Da waren wir uns wohl nicht ganz einig. Die Blutwerte waren nicht gut und so bleibe ich vorerst mal noch abhängig von den weissen Kitteln. Oh ja, es würden vielleicht von weitere Untersuchungen folgen. Ich würde schon informiert und bekäme dann ein Aufgebot für eine Magenspiegelung. Wie bitte? Eigentlich hatte ich doch gerade mal mit Negativschlagzeilen abgeschlossen.

Da fragt man sich schon, wann alles mal aufhört. Aber offensichtlich helfen diese Fragen nicht weiter.

Muss ich einfach meine Einstellung ändern? Gerne die Zeitschriften in den verschiedenen Praxen durchstöbern und Gespräche über körperliche Gebrechen führen? Oder sollte ich einfach hingehen und es über mich ergehen lassen?

Nein, es ist doch gut, dass ich nicht gerne zum Arzt gehe. Denn das heisst ja auch, dass ich daran interessiert bin, gesund zu sein! Diese Abhängigkeit möchte ich nicht zulassen.

Und dass mich nun auch keiner falsch versteht: Ärzte braucht es unbedingt und sie geben alles, dass es uns gut geht. Ich fühle mich gut aufgehoben und bin sehr zufrieden mit all meinen Ärzten.

Nur habe ich einen kleinen Wunsch: Einmal einen Monat lang keine "weisse Kittel" sehen zu müssen...





22.9.12

Remember me!

Es gibt Tage, da realisiere ich, dass die Welt nicht stehen geblieben ist. Meine Welt gewissermassen aber schon. Auch wenn sich die Leute noch so anstrengen, zuvorkommend zu sein, merke ich, wie sie doch alle versuchen, mich zurück in die Startposition zu bringen. Das Leben geht weiter!

Ich bin auch der Meinung, dass das Leben weiter geht. Aber mit Julia im Herzen. Sie nimmt zur Zeit noch sehr viel Platz in unserem Alltag ein. Bestimmt wird das irgendwann ein bisschen abnehmen. Aber es wird - so lange wir leben - immer Tage geben, an denen wir unsere Trauer nicht verbergen können. Das möchten wir ja auch nicht.

Es wird Julias Geburtstage geben, Weihnachten ohne sie, ihren ersten Schultag, den wir nicht mit ihr erleben dürfen etc.

Dieses Lied wird mir hoffentlich in solchen Situationen helfen. Es heisst "Remember me" und wird von Mark Schultz gesungen:



21.9.12

Das Leben ist eine Baustelle...

Manchmal denkt man, dass im Leben gerade mal alles gut läuft. Wir waren schwanger, fanden ein Bauland, kriegten schon bald die Baupläne und die nötigen Bewilligungen. Auch im Beruf lief es gut und ich hatte immer mehr Freude an der Arbeit. Es lief also alles so, wie ich es mir immer wünschte.



Anfangs Mai wurde dann mit dem Bauen endlich losgelegt. Innert Kürze mussten - oder durften - wir die Küche, sanitäre Anlagen etc. aussuchen gehen. Das ist das, was wir immer wollten. Nebst der Arbeit und den kleinen Schwangerschafts-Wehwehchen wurde es mir aber fast zu viel. Kaum zu Hause angekommen machten wir uns meistens schon wieder auf den Weg.



Eine knappe Woche vor dem Geburtstermin gingen wir noch zum Notar, um alles Rechtliche noch festzulegen. Alles musste ganz schnell gehen.

Am Samstag vor der Geburt sind mein Mann und ich nach Cham gefahren, um die Badezimmereinrichtung auszuwählen. Wir wussten schon, dass wir am Samstag keine Beratung kriegen würden, aber wir wussten auch, dass mein Mann vielleicht alleine die sanitären Anlagen aussuchen würde, sofern ich die Geburt gerade hinter mir hatte.



So hatten wir uns aufgeschrieben, was uns gefallen würde.

Dann kam Julia.

Dann war nichts mehr so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wie sollte ich nun über die Einrichtung unseres Hauses entscheiden, wenn Julia dort sowieso nie einziehen würde? Was interessiert mich unser Haus überhaupt noch? Im Moment bin ich viel zu sehr mit Julia beschäftigt.

Unser Generalunternehmer kam uns entgegen, indem wir eine Woche später die Badezimmerausstattung aussuchen durften. Ich ging mit. Zwei Wochen nach Julias Geburt stand ich in diesem grossen Ausstellungsraum. Zum Glück hatten wir aufgeschrieben, was uns gefiel und konnten wir die meisten Sachen genauso machen. Aber drei Stunden durch die Ausstellung rennen war für mich körperlich noch viel zu anstrengend. Auf der Rückfahrt ging dann gar nichts mehr. Am Abend wusste ich nicht mehr, was wir ausgesucht hatten. Es war einfach zu viel...



Ein paar Wochen später gingen wir aber noch einmal dorthin, damit ich auch wusste, was wir ausgesucht hatten. Ich konnte mich dann schon viel besser wieder ins Projekt "Bau" eingeben.

Gerade in den letzten paar Wochen durften wir die Bodenbeläge auswählen und meine Vorfreude auf unser eigenes Zuhause wurde wieder grösser.

Ich merkte, dass es viele Baustellen im Leben gibt. Gerade, wenn alles so gut läuft, wird man wieder daran erinnert, dass wohl nie alles gut sein wird. Aber wir freuen uns nun wieder auf unser neues Haus. Auf das Haus, wo Julia leider nicht gross werden darf. Wir stellten uns immer wieder die Frage, was wir zu zweit mit einem Haus anfangen. Wir hatten ja Kinderzimmer eingeplant. Nun hatten wir aber kein Kind. Wir hatten sogar über den Verkauf nachgedacht.



Nun sind wir froh, haben wir keine voreilige Schlüsse gemacht und dürfen wir voraussichtlich Mitte März in unser eigenes Zuhause einziehen. Julia wird auch dort ihr Plätzchen bekommen! Und wir sind froh, wenn wenigstens mal eine Baustelle abgeschlossen ist :-)!

20.9.12

Erst mal aufatmen

Diese Woche war geprägt von vielen ersten Konfrontationen. Gestern war ich im Dorf, wo ich arbeite, zu Besuch. Ich glaube, dass ich nicht viel geschlafen hatte, denn ich war unglaublich nervös. Immer wieder redete ich mir ein, dass ich auch ja keine Tränen vergiessen möchte. Ich hatte Angst, dass es peinlich werden könnte, zumal mir einige Arbeitskolleginnen und -kollegen nicht so nahe stehen. Andere wiederum standen mir nahe und bei denen hätte ich mich wohl auch nicht geschämt.

Zuerst besuchte ich zwei Arbeitskolleginnen im Kindergarten. Dieser Kindergarten liegt ein bisschen abgelegen. Es war schön, wieder dort zu sein. Vor allem wurde ich auch gleich viel ruhiger, weil mir dieser Ort ja sehr vertraut war. Für die Pause ging ich dann ins Lehrerzimmer rüber. Da ich einen Kuchen mitbrachte, war die erste Hürde wie geschafft. Ich stellte ihn hin und alle kamen offen auf mich zu. Vorher hatte ich ja noch Angst, wie sie wohl reagieren würden. Es tat gut zu sehen, dass ich nicht vergessen wurde.

Die Schüler, die draussen in der Pause waren, fragten mich nachher, wie es mir ging und überall hörte ich, wie sie meinen Namen riefen. Ich wusste, dass ich da nun nicht schwach werden wollte. Für die Schüler ging alles normal weiter. Ich war nun zwar eine Weile weg, aber das machte keinen Unterschied für die Schüler. Jetzt war ich ja wieder da und alles würde genauso weitergehen, wie vor dem Tod von Julia. Das mag ich auch an Kindern. Sie kommen so unbefangen auf mich zu, stellen mir Fragen, die sie beschäftigen und kehren dann zu ihrem Spiel zurück.

Nach der Pause besuchte ich zum ersten Mal meine zukünftige Klasse. Ich wurde herzlich empfangen und ich muss sagen, diese Gruppe ist richtig toll. Einen Jungen kannte ich schon, weil seine Schwester in meiner Klasse war. Er rannte raus und rief, dass ich nun endlich da wäre. Dann ging er gleich zum nächsten Thema rüber. "Gell, dis Baby hät giftigs Bluet gha und isch denn gschtorbe..."

Nicht ganz so, aber ja, das hat ja noch ein bisschen Zeit und dann werde ich es ihm dann schon noch erklären. Bei der Verabschiedung sahen mich die ehemaligen Kinder und rannten gleich auf mich zu.

Das Gefühl, wieder gewollt zu sein und diese grosse Wärme taten mir sehr gut. Die Tränen konnte ich zurückhalten, die Kinder zauberten mir ein Lächeln ins Gesicht.

Gestern Abend wurde ich zum Elternabend eingeladen, damit ich die Eltern der Kinder gleich auch kennenlernen konnte. Ich war vorher auch ziemlich aufgeregt, da ja alle um meine Umstände wussten. Eine schwangere Frau, die ich schon vorher kannte, getraute sich fast nicht, mir in die Augen zu schauen. Da wurde mir schon bewusst, dass es wohl nicht nur für mich Hürden gibt, sondern auch für andere Leute.

Insegsamt ging alles sehr gut. Ich bin nun erleichtert, dass diese Konfrontationen vorbei sind. Ich glaube, dass ich nun die schwierigsten Konfrontationen geschafft habe. Es werden wohl immer wieder welche auftauchen, doch nun atme ich erst mal auf!

18.9.12

Ein grosser Tag steht bevor...

Heute werde ich zum ersten Mal an meine Arbeitsstelle zurückkehren und alle Arbeitskolleginnen und -kollegen wieder sehen. Ich gehe mit sehr gemischten Gefühlen. Zum einen freue ich mich, den Schritt nun endlich machen zu können, zum andern finde ich es auch sehr schwer und habe Angst, dass meine Emotionen überborden.

Es gehen mir 1000 Fragen durch den Kopf. Eigentlich bin ich wahrscheinlich einfach froh, wenn es vorbei ist. Es ist eine der sehr schwierigen ersten Konfrontationen. Es hatten sich alle so mit uns auf Julia gefreut. Die Zeit ist nun dort aber weitergelaufen. Deshalb weiss ich auch nicht, wie sie reagieren werden.

Ach, ich wünschte mir, dieser Morgen wäre schon vorbei...

16.9.12

Bitte beten...

Hallo zusammen

Ich melde mich nur ganz kurz hier. Im Forum "Krankes Baby austragen" habe ich eine junge Mutter kennengelernt, die schon vor der Geburt wusste, dass ihr Mädchen sehr krank ist und wahrscheinlich nicht lang auf dieser Erde leben kann.

Sie ist unglaublich stark und hat sich so sehr auf die Geburt und auf den Abschied von ihrer Tochter vorbereitet.

Gestern ist die Fruchtblase geplatzt und heute wurden die Wehen eingeleitet. Leider sind ihre Wehen sehr stark und hat sie viele Schmerzen. Ihr Töchterchen ist in Mamas Bauch für immer eingeschlafen. Die Geburt ist aber noch nicht vorbei.

Bitte betet für Kraft für die wunderbare junge Mutter, dass sie das Ganze durchsteht und ihr Mädchen endlich im Arm halten kann.

Ich bin mit ihr sehr traurig...

13.9.12

Mein Kind

Wie eine Knospe verwelkt ohne Duft
Wie eine Kerze erlischt ohne Luft
Wie Seifenblasen zerplatzen im Wind
So ist mein Mädchen, so ist mein Kind.

Knospe, die nie von der Sonne geblendet
Kerze, die nie ihr Licht hat gespendet
Schillernde Farben der Hoffnung geschwind
So war mein Mädchen, so war mein Kind.

Ich hab gewartet und fröhlich gelacht
Und immer öfter des Nachts mal gewacht
Ich war so glücklich wie Schwangere sind
Nun lieg ich da, doch wo bist DU, mein Kind?

Wie ist so grausam der Tod, unser Feind
Wie hab den Schmerz ins Kissen geweint
Wo gibt es Trost für ein blutendes Herz?
Oh Gott, mein Vater, still meinen Schmerz.

Ich will nicht fragen "warum" noch "wozu"
Halte mich fest bis mein Herz kommt zur Ruh
Wiege mich sanft wie das Kornfeld im Wind
Lass mich es spüren, ich bin ja dein Kind.

Gib mir viel Kraft für die Zeit, die mir bleibt
Gib deine Liebe, die Ängste vertreibt
Gib neue Hoffnung auch wenn tränenblind
In deinen Armen umarm ich mein Kind.

Ein Gedicht von Irene Epp

12.9.12

Wieder eine Aufgabe

Heute gehe ich wieder einen Schritt weiter in den "normalen" Alltag. Nachdem ich nun seit Julias Geburt keine wesentlichen Aufgaben hatte, gibt es wieder etwas, das ich tun "muss". Bisher hatte ich mir einfach selber Tagesziele gesetzt, um mich nicht zu verlieren.

Wenn man nämlich zu nichts Lust hat, dann ist es ganz einfach, den Tag an einem vorbeigehen zu lassen, nichts zu tun und nachher doch frustriert zu sein. Diese Ziele sind also wichtig!

Heute beginnt meine Englisch-Weiterbildung. Ich freue mich, dass ich wieder etwas tun kann, das nützlich ist. Ich würde so gerne Englisch-Unterricht erteilen. Deshalb ist es etwas, was mich freut und gleichzeitig wieder eine Verpflichtung.

Ein bisschen aufgeregt bin ich schon, da ich meine Hirnzellen nun doch eine Weile nicht überstrapaziert habe...

So langsam aber sicher geht's auch wieder in den Berufsalltag zurück. Noch bin ich im Mutterschaftsurlaub. Aber nächste Woche möchte ich meine zukünftige Klasse besuchen, an einem Elternabend teilnehmen und alle lieben Arbeitskolleginnen und -kollegen wiedersehen.

Schritt für Schritt zurück zur Normalität - Schritt für Schritt wieder Aufgaben annehmen...

Hoffentlich kommt's nicht so weit...

10.9.12

Austausch = Merfen für die Seele

Heute war ich zum ersten Mal im Rückbildungsturnen. Es tat mir sehr gut, zumal dort noch eine andere Frau war, die ebenfalls ihre Tochter verloren hatte. Wir konnten uns austauschen und nachher die Übungen machen. Es tat auch dem Körper sehr gut.

Nach dem Rückbildungturnen sind diese Frau und ich noch ins Starbucks-Kaffe gegangen und haben einander von unseren Erlebnissen erzählt. Vor einem Monat hätte ich noch grosse Mühe gehabt, noch mehr traurige Geschichten zu hören. Doch jetzt war ich bereit und es fühlte sich gut an, verstanden zu werden. Es tat uns auch beiden gut, erzählen zu können und zu wissen, dass wir doch in einer sehr ähnlichen Situation sind.

Mir war bis anhin auch nicht bewusst, dass ich auch viel lernen kann von den Erfahrungen anderer Menschen in ähnlichen Situationen. Wie geht sie mit der Trauer um? Wo steht sie? Was hilft ihr?

Es gab diese "Aha"- und "Oh, das könnte ich ja auch mal ausprobieren..."- Momente. So habe ich nun Hausaufgaben. Mal sehen, was daraus wird!

Austauschen ist also wirklich Merfen für die Seele!

8.9.12

Spina Bifida

Vor einem guten Jahr beschlossen mein Mann und ich, mit der Einnahme von Folsäure zu beginnen, da wir uns vorstellen konnten, eine Familie zu gründen.

Im Wartezimmer meines Frauenarztes las ich immer wieder von dieser Folsäure und dachte, dass ich schon vor der Schwangerschaft mit der Einnahme beginnen möchte. Wir gingen in die Apotheke in unserem Städtchen und wurden von einer chinesischen Frau bedient.

Hier zum Dialog (etwa so hat es geklingt):
Sie: Glüezi, kann ich Ihnen behilflich sein?
Wir: Ja gerne. Wir hätten gerne Folsäure.
Sie: Ah, wollen Sie schwangel welden?
Wir: (schauen, ob wir nicht gerade noch Bekannte um uns herum haben...) Ja, eigentlich schon...
Sie: Oh, so schön! Also ich gehe und hole!
Wir: (warten...)
Sie: So, jetzt habe ich hiel Folsäule und hiel noch Mustel von Elevit Plo Natal. Können Sie auch einnehmen.
Wir: Oh super, vielen Dank!
Dann haben wir bezahlt und eingepackt...
Sie: Viel Elfolg!
Wir: Dankeschön!








Auf dem Nachhauseweg sagte ich zu meinem Mann, dass wir wenigstens schon mal eine Krankheit ausschliessen könnten. Wir hätten ohnehin schon die ein oder andere vererbliche Krankheit. Wenigstens könne unser Kind nicht Spina Bifida haben!

Dann kam die Schwangerschaft. Alles schien gut zu gehen. Dann folgte die Geschichte mit den Ventrikeln, aber auch da blieben wir ruhig. Und darauf folgte die Geburt. Julia starb.

Woran?

An Spina Bifida. Waren wir uns nicht soooo sicher, dass unser Kind genau das nicht haben konnte? Warum musste sie genau an dieser Krankheit leiden? Ich hatte doch schon Folsäure vor der Schwangerschaft eingenommen. Und nun ausgerechnet diese Krankheit!

Nach der Obduktion bekamen wir die positive Nachricht, dass Julias Spina Bifida nicht genetisch bedingt war. Auf die eine Seite sehr schön, auf die andere Seite traurig, denn ich hatte mich doch schon vor der Schwangerschaft auf sie vorbereitet. Es lag wohl an mir und doch mache ich mir nun keine Vorwürfe, da ich mich ja wenigstens mit der Einnahme von Folsäure bemüht hatte.

Was habe ich gelernt? Ich habe gar nichts selbst in der Hand. Keine Tabletten und Pillchen können einem ein gesundes Kind schenken. Wir Menschen können nicht bestimmen, wie unser Leben aussehen wird. Ihr glaubt mir vielleicht, dass es für mich eine grosse Ohrfeige war, dass Julia genau an der Krankheit litt, die ich ausgeschlossen hatte. Nun habe ich aber gelernt, dass ich darauf vertrauen muss, dass Gott gesunde Kinder schenkt, aber Er auch Julia gewollt hatte. Sie darf nun schon bei ihm sein, wo sie ganz auf Medikamente verzichten kann.

Nochmals zurück zur Chinesin...

Während der Schwangerschaft musste ich immer wieder in die Apotheke. Sie freute sich jedesmal, wenn ich kam. Sie war die Einzige, die schon vor der Schwangerschaft von unseren Plänen wusste. Ein paar Tage vor der Geburt sah ich sie wieder. Sie fragte mich, wie lange es denn noch dauern würde. Ich meinte, es könne jederzeit losgehen. Sie wünschte mir eine gute Geburt und fragte mich, ob ich ihr mein Baby dann zeigen kommen würde.

Bis jetzt habe ich sie nicht wiedergesehen. Vor ihrer Reaktion habe ich schon ein bisschen Angst. Sie war immer so emotional, das mochte ich sehr an ihr. Aber wie wird sie jetzt reagieren?

Irgendwann mache ich den Schritt auf sie zu... 

7.9.12

Wie fühlt sich Leere an?

Ich fühle mich leer. Ich empfinde eine Leere.

Das sind Sätze, die ich schon oft gehört habe. Selbst wusste ich nie, was dies bedeutete.
Gerade in den Nächten im Spital spürte ich eine Leere. Ich dachte nicht mehr. Ich konnte gar nicht mehr denken. Ich lag einfach nur da und die Zeit verging. Ich war nicht traurig, auch nicht glücklich - ich empfand nichts. Ich war eben leer.


Auch am Tag nach der Beerdigung kam diese Leere immer wieder hoch. Mein Mann fühlte dich da auch leer. Denn bis dahin lief immer etwas. Wir mussten den Abschied für unsere Kleine vorbereiten und organisieren, Trauerkarten gestalten und drucken lassen, bekamen Besuch und waren nie alleine. Aber am Dienstag, genau eine Woche nach der Geburt von Julia, wollten wir einmal alleine sein.


Wir sprachen nicht miteinander, wir weinten nicht, wir lachten nicht, wir sassen da. Die Zeit schien kein Ende zu nehmen. Manchmal huschten wieder Gedanken durch den Kopf, aber dann war's auch schon wieder vorbei mit den Gedanken. Wenn man also nichts mehr fühlt, dann fühlt man sich leer. Dieses Gefühl ist betäubend und unnatürlich. Ein Gefühl, das man nicht fühlt, so etwas gibt's doch nicht.


Nun gut, diese Leere hat auch ihre Vorteile, denn sie macht, dass sich der Körper nach dem grossen Schock erholen kann. Im Krankenhaus kam eine Psychiaterin vorbei und meinte, dass diese Leere nur dann eintritt, wenn wir einen riesigen Schock verarbeiten müssen. Unser Gehirn ist überfordert mit dieser Situation und löst dann diese Leere aus.


Diese Leere war dennoch kaum auszuhalten. In der Nacht machte es mir nichts. Aber am Tag? Sie lähmte uns und so überlegten wir uns, was wir gegen diese Leere unternehmen konnten. Wir riefen unsere Eltern und Freunde an und so war die ganze Woche wieder verplant. Familie und Freunde können einem gerade in solchen Situationen für Ablenkung sorgen. Und wenn man abgelenkt ist, tritt die Leere viel weniger auf.


Die einen nennen das "Verdrängen". Ich behaupte, es ist kein Verdrängen, sondern mehr ein Zurechtkommen in einer Situation, die man eigentlich gar nicht aushalten kann. Auch Familie und Freunde können die Trauer nicht wegnehmen, also verdrängt man ja auch nichts. Uns hat es sehr geholfen, viel über das Erlebte zu sprechen. Ich bin überzeugt, dass dadurch auch die Leere langsam verschwand.


Und heute? Diese Leere gibt es nicht mehr. Damit meine ich diese lähmende Leere. Manchmal fühle ich mich auch jetzt noch leer. Aber ich weiss nun, wie damit umgehen zu müssen.


Wie viel uns Julia doch gelehrt hat! Ich lebe nun viel bewusster...

6.9.12

Ein paar Sonnenstrahlen...

Die letzten Tage waren ja wirklich sehr trüb. Das schlägt auch ein bisschen auf die Stimmung, obwohl ich sehr gut umsorgt werde. Ich darf nämlich diese Woche bei meinen Eltern verbringen. Da vergeht die Zeit immer besonders schnell.

Und doch merke ich, welch grossen Einfluss das Wetter auf mich hat. Bei diesem trüben Wetter schwindet die Hoffnung immer wieder und alles scheint kompliziert und schwierig zu sein. Heute Nachmittag haben sich wieder ein paar Sonnenstrahlen gezeigt. Sofort fühlte sich mein Herz besser an.

Damit möchte ich nicht sagen, dass nun die Sonne immer scheinen muss, dass es mir gut geht. Es braucht diese trüben Tage auch. Auch traurige Tage haben einen Sinn. Jeder Tag ist sinnvoll, auch wenn das manchmal nicht ersichtlich ist. Das ist gerade auch eine Herausforderung, wenn man nach einem solchen Verlust den Sinn des Lebens noch erkennen muss.

Als ich nach dem Tod unserer Julia mir Gedanken machte, wie alles weitergehen soll, überlegte ich mir auch, wieso ich nicht auch sterben durfte. Das Leben machte doch keinen Sinn mehr!

Doch schon kurz später verflogen diese Gedanken wieder. Es gibt andere Leute, die mich auch brauchen. Und meine Zeit auf dieser Erde ist noch nicht vorbei. Deshalb versuche ich darauf zu vertrauen, dass jedes Leben, jeder Tag, jede schöne wie auch schwierige Situation einen Sinn macht.






Ein schönes Gedicht...

VON MIR ERWARTET,
VON MIR GETRAGEN
IN MIR GEWACHSEN
EIN KLEINES WUNDER.

VON MIR GEBOREN
UND VON MIR GEGANGEN,
VON MIR GEHALTEN
IN GROSSEM SCHMERZ.

VON MIR BEGRABEN,
UNENDLICH BETRAUERT
VON MIR LOSGELASSEN,
DOCH NIEMALS VERGESSEN!

5.9.12

3 Monate...

Liebe Julia

Heute vor drei Monaten bist du auf die Welt gekommen.
Heute vor drei Monaten bist du von uns gegangen.

Heute vor drei Monaten hast du unser Leben total verändert.
Heute vor drei Monaten durften wir dich zum ersten Mal in unseren Armen halten.

Heute vor drei Monaten hatten wir die grössten Glücksgefühle, weil wir dich - du Wunderwerk - sehen durften.
Heute vor drei Monaten durchfuhren uns die grössten Trauergefühle, weil du uns schon verlassen hattest.

Heute vor drei Monaten blieb für uns die Welt stehen.
Heute vor drei Monaten hast du uns gezeigt, wie schön es im Himmel sein muss!

Julia, wir haben so viel mit dir erlebt. So viel Wunderschönes und so viel unendlich Trauriges. Wir lieben dich und werden dich nie vergessen! Du bist für immer unsere erste Tochter! Irgendwann nehmen wir dich im Himmel wieder in unsere Arme!

Rückbildungsgymnastik

Ja, Rückbildungsgymnastik ist wichtig! Diesen Satz hörte ich während der Schwangerschaft von allen Seiten her.

Und nun? Ich war neun volle Monate schwanger, so lange, wie jede normale Schwangerschaft verläuft. Aber mein Kind ist nicht hier. Und der Beckenbodenmuskel? Ja, der wurde genau gleich beansprucht, wie bei allen anderen Frauen. 

Soll ich nun also doch in die Rückbildungsgymnastik gehen? Mit allen glücklichen Müttern, die ich schon im Schwangerschaftsturnen kennengelernt habe? Um über ihre Stillproblemchen zu hören? Über die erste Schritte, die ihre Kleinen nun machen? Sie waren ja alle nett und wir verbrachten viele lustige Stunden zusammen. Aber nun ist ja alles anders. Nein, dort gehe ich nicht hin...

Mein Gynäkologe hatte mir noch eine Adresse von einer Hebamme gegeben, die insbesondere für verwaiste Mütter Rückbildungsmöglichkeiten anbietet.

Kurz nach der Geburt habe ich mich schon mal bei ihr gemeldet. Sie meinte, im November könnte wieder ein Kurs stattfinden. So lange warten? Macht das denn nichts? Mein Frauenarzt meinte, besser spät als nie. 

Ich meldete mich wieder bei der Hebamme und wollte mich für den Kurs im November anmelden. Sie meinte, zur Zeit käme noch eine andere Frau in Privatstunden. So kommt es, dass wir nun zu zweit hingehen dürfen! Ich bin gespannt! Und sehr froh, dass es solche Möglichkeiten für Frauen mit einem Kindsverlust gibt. 

Am nächsten Montag werde ich zum ersten mal in die Rückbildungsgymnastik gehen. Freu!

PS: Übrigens kann man bei der Fachstelle FPK nach solchen Adressen suchen! Ich finde das eine super Seite!

I will carry you


There were photographs I wanted to take
Things I wanted to show you
Sing sweet lullabies wipe your teary eyes
Who could love you like this?
people say that I am brave but i`m not
Truth is I'm barely hanging on
But there's a greater story
Written long before me
Because he loves you like this

So I will carry you
While your heart beats here
Long beyond the empty cradle
Through the coming years
I will carry you
All my life
And I will praise the one who's chosen me
To carry you

Such a short time
Such a long road
All this madness
But I know
That the silence
Has brought me to his voice
And he says

I've shown her photographs of time beginning
Walked her through the parted seas
Angel lullabies no more teary eyes
Who could love her like this?

I will carry you
While your heart beats here
Long beyond the empty cradle
Through the coming years
I will carry you
All your life
And I will praise the one who`s chosen me
To carry you 


4.9.12

Wenn die Gefühle machen, was sie wollen

Bis zum Tod von Julia konnte ich mich gut beherrschen, meine Gefühle kontrollieren, gefasst reagieren.

Das änderte sich so schnell wie Julias Tod kam.

Und das sind solche Gefühle, die ich nicht steuern konnte:

  • Es kommt jemand ins Spitalzimmer rein: Sofort beginnen die Tränen zu fliessen...
  • Jemand fragt mich, wie's mir geht: ebenfalls sofort Tränen in den Augen...
  • Ich muss Entscheidungen treffen: Wie bitte? Ich habe keine Lust dazu! 
  • Wir müssen für die Beerdigung manche Punkte durchgehen: Ach macht das doch ohne mich! Ich habe ja nie gesagt, dass ich mich von Julia verabschieden möchte!
  • Der Arzt erzählt uns, was mit Julia los war: Ich kann nicht mehr sprechen - stattdessen fliessen die Tränen...
  • Die Hebamme kommt rein: Tränen fliessen
  • Gott, warum hast du das zugelassen?: Wut, Sprachlosigkeit, Tränen, Dankbarkeit, dass Julia schon bei Ihm sein darf, Erleichterung, weil ich vielleicht überfordert gewesen wäre mit ihrer Behinderung...
  • An einer Taufe: Tränen
  • Fröhliche Mütter: Sprachlosigkeit, Ohnmacht
  • Kleine Neugeborene: nicht mehr Denken können
  • Schimpfende Eltern: Denen sag ich mal meine Meinung!
  • Unzufriedene Leute: Was habt ihr denn? Ihr wisst ja gar nicht, was ein grosses Problem ist!
  • etc. etc.
Anfangs konnte ich meine Gefühle überhaupt nicht steuern. War ja auch nicht nötig. Doch ich merke, dass ich nun manchmal sehr gefasst bin, manchmal aber auch wieder in Tränen ausbreche. Ich weiss, dass ich mich beherrschen können muss, wenn ich zur Arbeit zurückkehre. Das macht mir manchmal schon ein bisschen Angst, weil ich wie gesagt, mich noch nicht immer unter Kontrolle habe.

Was mir hilft?
Wenn ich Leute gut kenne, darf ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen.
Wenn ich weiss, was auf mich zukommt, dann versuche ich mich mental darauf vorzubereiten. Szenarien durchdenken, die Emotionen schon rauslassen - das ist für mich hilfreich.
Dann gibt es aber auch Situationen, die plötzlich kommen, nicht vorherbar sind und diese sind die grösste Herausforderung. Da bin ich noch am Herausfinden, wie ich damit umgehen muss...





3.9.12

Wieder zurück :-)

Hallo zusammen

Ich bin wieder zurück von einem langen, emotionalen, schönen und anstrengenden Wochenende.
Da das Wetter am Samstag nicht besonders gut war, wurden wir spontan angefragt, den Organisatoren unter die Arme zu greifen. Es war schön, endlich wieder einmal eine kleine Aufgabe zu haben!

Auch sonst war es eine gute Erfahrung. Nachdem ich am Freitag nicht ans Klassentreffen gegangen war, weil ich plötzlich Angst davor hatte, alle wieder zu sehen, freute ich mich auf das Hochzeitsfest vom Samstag. Natürlich hatte ich auch da im Vorfeld meine Fragezeichen und Ängste. Aber ich wollte mich dazu überwinden.

Das Fest am Abend fand auf einem Schiff statt. Es gab kein Flüchten, ich musste auf dem Schiff bleiben. Ich denke, wenn ich das zuvor gewusst hätte, wäre ich womöglich nicht gegangen. Aber es war ein wunderschönes Fest mit guten Gesprächen und vor allem auch mit vielen glücklichen Momenten. Wir konnten auftanken und sind wieder einen Schritt weiter auf dem Weg der Trauer vorangekommen.

Ich bin dankbar für die Gelegenheiten, die uns gegeben werden, wieder ins normale Leben zurückzufinden! Ich bin auch dankbar, wieder lachen zu können! Ich bin auch dankbar, traurig sein zu können und von anderen Menschen in den Arm genommen zu werden! Eigentlich geht's mir doch ganz gut, denn ich habe liebe Mitmenschen, die mir helfen, diesen Weg zu gehen! Danke euch allen!


1.9.12

Bitte voten!

Der Verein Stärnechind braucht eure Unterstützung! Vielen Dank für eure Hilfe!





Dieser Verein hätte das wirklich verdient, da er so vielen Menschen in der Trauer um ein fehlgeborenes Baby beisteht und den Eltern Unterstützung bietet.

Hochzeit, Coiffeur und Bagatellen...

Heute gibt's keinen grossen Blogeintrag, denn ich muss schon bald für eine Hochzeit bereit sein.
Beim Coiffeur war ich also schon und das war doch ein besonderes Erlebnis. Eine Lehrtochter schnitt mir zuerst die Haare, was ziemlich lange dauerte. Ich sagte ihr, dass sie meine Haare so trocknen soll, dass ich an ein Hochzeitsfest gehen kann.

Dann legte sie mit dem Frisieren los. Ein Haar ums andere. Ihr könnt euch wahrscheinlich denken, dass auch das ziemlich lange gedauert hat. Während der ganzen Prozedur erzählte sie mir von all ihren persönlichen, privaten und beruflichen Problemchen. Ich merkte, dass ich bald einmal explodieren würde, aber sie hörte nicht auf.

Weil im Coiffeur-Salon gerade Hochbetrieb war, wollte ich ihr nicht von meinem "Problem" erzählen, obwohl sie dann bestimmt ruhig gewesen wäre. Ich merke schon, dass ich bei Leuten, die ständig reklamieren, wütend werde. Wütend, dass sie nicht realisieren, dass es doch noch ganz andere Probleme auf dieser Welt gibt.

Wie auch immer, ich dachte mir dann, dass ich vermutlich doch noch ein glücklicherer Mensch bin als sie, obwohl ich gerade meine Tochter hergeben musste und das ein ernsthaftes Problem ist. Aber ich habe durch Julia auch gelernt, dass es im Leben nicht auf solche Bagatellen ankommt und für mich solche Problemchen an Stellenwert verloren haben.

Danke, Julia, dass du mir in unserer kurzen gemeinsamen Zeit so viel beigebracht hast! Ich bin dir dafür sehr dankbar!